25 Jahre Edition Juliane Klein

Dienstag 8.10.2024, 19.00 Uhr | Kunstpunkt Berlin


Horror-Opern

Gesellschaftlich Verdrängtes und kollektive Ängste in aktuellen Opern [Artist Talk]


Gordon Kampe & Ulrich Kreppein & Fabian Czolbe





Opern haben oft das Verborgene an die Oberfläche gezerrt, die Sehnsüchte, Ängste und – vor allem – Begierden. Besonders in der Oper des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren es die unausgesprochenen sexuellen Wünsche, die hinter den bürgerlichen Fassaden in den Klangexzessen von Wagner, Schreker, Zemlinsky oder Strauss ihren Ausdruck fanden. Auch wenn viele Tabus von damals heute keine mehr sind, so verdrängen wir auch heute vieles: Begierden, aber vielleicht eher Hass, Angst, Wut oder Ratlosigkeit. Vielleicht sind deshalb Horrorgeschichten angemessener als das verdrängte Begehren der Jahrhundertwende, denn auch Horrorgeschichten konfrontieren uns mit Verdrängtem, sie adressieren kollektive Ängste und sind (man denke an Filme wie Get Out (2017) von Jordan Peele) dadurch immer politisch.

Horror-Opern scheinen die angemessene Antwort auf eine Zeit der Unsicherheit. Opern sind in der Bewältigung und Konfrontation kollektiver Ängste vor dem eigenen Ich so wichtig und relevant wie eh und je. Was auch immer sich in den Untiefen der kollektiven Seelen verbirgt, was immer uns an uns selbst ängstigt, die Oper fördert es zu Tage – aber so, dass sich verdrängte Ängste in ein wohliges Gruseln und versteckte Begierden in Sehnsucht verwandeln. Opern können nämlich zaubern!

Im Gespräch mit Fabian Czolbe geben die Komponisten Gordon Kampe und Ulrich Kreppein Einblicke in ihr aktuelles Opernschaffen, insbesondere in Frankenstein (Kampe, UA 2017 Deutsche Oper Berlin) und Caligari (Kreppein, UA 2026 Theater Coburg).





Gordon Kampe (*1976) ist Komponist mit einem besonderen Schwerpunkt auf Opern- und Orchesterkompositionen. Seine Musik wird bei den maßgeblichen Festivals aufgeführt, von den Donaueschinger Musiktagen bis zum Warschauer Herbst. Seine Bühnenwerke stehen regelmäßig auf dem Spielplan, sei es am Aalto-Theater Essen, der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Stuttgart oder bei den Salzburger Festspielen. Seit 2017 ist er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. (mehr)

Ulrich Kreppein (*1979) studierte Komposition in Düsseldorf, an der Columbia University in New York sowie der Harvard University in Boston. Ulrich Kreppein hat ein breites Œuvre mit einem Schwerpunkt auf instrumentaler und vokaler Ensemblemusik. Sein besonderes Interesse gilt dem Musiktheater. Seit 2022 ist er Professor für Komposition und Theorie an die HfMDK in Frankfurt. (mehr)

Fabian Czolbe (*1981) studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin. Seit September 2023 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg / ligeti zentrum tätig. Schwerpunkte seiner Forschung bilden die Musik und das Musiktheater des 20./21. Jahrhunderts. (mehr)


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